Max Isaacsohn wurde 1883 in Gollub (Westpreußen) geboren, seine Frau Gertrud, geborene Rosenthal, 1882 in Chemnitz (Sachsen). Beide waren evangelisch, doch aufgrund ihrer Abstammung galten sie bei den Nationalsozialisten als Juden. Um dem stark verbreiteten Antisemitismus zu entgehen, verwendeten sie als Familiennamen zum Teil nur „Sohn“.
Sie wohnten am Karl-Marx-Platz 2 (zur NS-Zeit Schlageterplatz) und führten in der Bäckerstraße 6 das Kaufhaus Rosenthal. Während der Novemberpogrome 1938 wurde das Textilgeschäft stark verwüstet. Im Dezember 1938 war Max Isaacsaohn im KZ Buchenwald inhaftiert. Anschließend versuchten Gertrud und Max Isaacsohn in die USA auszuwandern, weil Verwandte von ihnen dort lebten. Sie wurden auf eine Warteliste gesetzt. Es gelang ihnen jedoch nicht mehr, Deutschland zu verlassen, bevor im Oktober 1941 allen Juden die Ausreise verboten wurde.
Nach den Pogromen 1938 verloren Max und Gertrud Isaacsohn das Kaufhaus in der Bäckerstraße als Existenzgrundlage und zogen vermutlich auch in diesem Zuge zuerst in die Wohnung am Friedrichplatz 5 in Torgau und dann in die Thomasiusstraße nach Leipzig um. Dort wurde Max Isaacsohn zur Zwangsarbeit herangezogen. Seit 1939 wurden die Juden in Leipzig verpflichtet, in sogenannten »Judenhäusern« zu wohnen. Die Isaacsohns mussten aus ihrer Wohnung in der Thomasiusstraße 7 in ein »Judenhaus« in der Funkenburgstraße 15 ziehen. Die »Judenhäuser« stellten die erste Station auf dem Weg zur Deportation und Vernichtung dar.
Die Deportationen der Juden aus Leipzig begannen am 21. Januar 1942. Max und Gertrud Isaacsohn wurden im Alter von 59 Jahren mit dem ersten Transport in das Getto Riga in Lettland verschleppt. Mit ihnen mussten 557 weitere jüdische Männer, Frauen und Kinder die dreitägige Fahrt in dem unbeheizten Zug im tiefsten Winter auf sich nehmen. Zahlreiche Menschen dieses Transports starben an Hunger, durch Kälte und Krankheiten. Wenige Tage nach der Ankunft des Transports aus Leipzig wurden unzählige deutsche und österreichische Juden am 5. Februar 1942 in einem Wald in Riga erschossen. Gertrud und Max Isaacsohn gelten seit der Deportation als verschollen und wurden für tot erklärt.
Der letzte freiwillig gewählte Wohnort des kinderlosen Ehepaars war die Wohnung am Karl-Marx-Platz 2 in Torgau, wo heute zwei Stolpersteine an sie erinnern.
Quellen: Gedenkbuch des Bundesarchivs, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945; Pages of Testimony der Gedenkstätte Yad Vashem; Liste der am 21.1.1942 nach Riga aus Leipzig deportierten Personen. Alle Unterlagen: Archiv StSG, DIZ Torgau.