Max Kukurutz wurde am 24. Juni 1891 in Krakau geboren und wuchs in Chemnitz auf, wo sein Vater Jakob Rabbiner der jüdischen Gemeinde war. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg an der Front und wurde verwundet. Im Lazarett lernte er die 1892 geborene Krankenschwester Doris Stolzenhein aus Torgau kennen. Sie heirateten 1920 in der Stadtkirche St. Marien in Torgau. Zuvor war Max Kukurutz zum evangelischen Glauben seiner Frau konvertiert. Zusammen hatten sie drei Kinder: Eva (Jg. 1922), Wolfgang (Jg. 1926) und Hans-Jochen (Jg. 1930), die in der Kirche St. Marien getauft wurden. Max Kukurutz arbeitete als Zahnarzt und war ein geachtetes Mitglied der Gemeinde.
Die Wende in seinem Leben stellte der 1. April 1933 dar. Die Nationalsozialisten hatten dazu aufgerufen, an diesem Tag jüdische Geschäfte, Arztpraxen und Anwaltskanzleien zu boykottieren. An der Tür seines Hauses in der Breiten Str. 4, in dem er auch die Praxis unterhielt, wurde ein Schild mit der Aufschrift »Dieser Zahnarzt ist ein Jude« angebracht. Drei SA-Posten befragten vor dem Hauseingang jeden, der das Haus betreten wollte. Die Patienten und Bekannten von Max Kukurutz zeigten sich angesichts dieser Demütigungen sehr betroffen.
Während der Novemberpogrome 1938 kam es auch in den Straßen von Torgau zu Ausschreitungen. Im Haus der Familie Kukurutz wurden Fensterscheiben eingeschlagen. Max Kukurutz wurde von der Gestapo verhaftet und ins KZ Buchenwald gebracht. Sein gesamter Besitz wurde beschlagnahmt. Nach sechs Wochen Haft konnte er durch die Vorlage einer Bescheinigung über seine Verdienste als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg seine Entlassung erwirken. Gleichzeitig wurde ihm mitgeteilt, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben dürfe und er Deutschland zu verlassen habe.
Sein Halbbruder Jack Perlberg, der zu dieser Zeit schon in den USA lebte, unterstützte ihn bei der erzwungenen Ausreise. Im April 1939 wanderte Max Kukurutz mittellos über Bremerhaven nach New York aus. In Amerika angekommen, änderte er seinen Namen in Kurtz. Doris Kukurutz zog mit ihren Kindern nach Leipzig, wo sie bis zu ihrer Auswanderung 1947 lebten. Der älteste Sohn Wolfgang wurde 1939 verhaftet und zur Zwangsarbeit herangezogen.
Für Max Kukurutz gestaltete sich das Leben in New York zunächst schwierig. Seinen Beruf als Zahnarzt konnte er nicht ausüben, da seine Zeugnisse nicht anerkannt wurden. Er eröffnete schließlich ein Labor für Zahntechnik und konnte sich so ein neues Leben in Amerika aufbauen. Er starb 1983 mit 92 Jahren, seine Frau Doris starb 1956.
Quellen: Bericht von Max Kukurutz (Kurtz), New York 1940, Archiv StSG, DIZ Torgau; Arolsen Archiv Online.
Abbildung: Anzeige der Zahnarztpraxis Kukurutz